Pollenallergie: Was der Klimawandel für Heuschnupfen-Geplagte bedeutet

15. Februar 2023

Allergiker bekommen die Folgen des Klimawandels zu spüren. Die milden Winter-Phasen begünstigen einen früheren Pollenflug. Welche Trends Fachleute insgesamt beim Pollenflug sehen und was Heuschnupfen-Betroffenen helfen könnte, lesen Sie hier.


Winterpause? Von wegen. Das ganze Jahr über steigen Matthias Werchan und Kollegen regelmäßig aufs Dach der Hautklinik der Charité in Berlin-Mitte. Nicht etwa wegen der Aussicht. Ihr Ziel ist die dortige Pollenfalle, die in 23 Metern Höhe beständig Hauptstadt-Luft einsaugt. Vorhandene Pollen und andere Partikel werden im Inneren des grünen Geräts auf einem Band fixiert. Den Fang analysiert Diplom-Landschaftsökologe Werchan später unter dem Mikroskop. Es lasse sich etwa ablesen, an welchem Tag zu welcher Uhrzeit welche Pollen in der Luft waren. Werchan arbeitet für die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID), die seit 1983 ein Messnetz betreibt, um Pollen-Konzentrationen in der Luft zu untersuchen.


Die Ergebnisse von 35 bis 40 Standorten bundesweit fließen etwa in Pollenvorhersagen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ein. Auch wenn es erst Februar und teils noch kühl ist: Die Pollensaison 2023 hat den Fachleuten zufolge begonnen. Und zwar mit einem "Paukenschlag" an Silvester und Neujahr, als es bis zu 20 Grad warm gewesen sei, erklärt Werchan. Durch niedrigere Temperaturen seit Mitte Januar habe sich die Lage nun wieder etwas beruhigt. Für einige westliche Landesteile sah die Prognose aber bereits mittlere Belastung mit Hasel- und Erlenpollen vor.

Der PID-Vorsitzende, Allergologe Prof. Dr. Karl-Christian Bergmann erinnert: Wir lebten in Zeiten des Klimawandels, was das Verhalten der Pollen verändere. Die Fachleute beobachten, dass sich mittlerweile beinahe die Zeiten überschneiden, in denen die letzten Pollen der Vorsaison verschwinden und die ersten der neuen Saison auftauchen. Beobachtet würden an vielen Orten auch mehr Tage mit Pollen-Spitzenkonzentrationen, sagt Prof. Bergmann. Eine mögliche Erklärung sei, dass Pflanzen unter Stress mehr Pollen freisetzen.

Eine neue Version eines PID-Pollenflugkalenders, die kommende Woche erscheint, zeigt noch eine kleine Lücke im November ohne mögliches Pollenvorkommen. Angepasst wurde anhand von Daten aus den Jahren 2016 bis 2021 auch: Die Erle zum Beispiel hat ihre Hauptblütezeit um neun Tage vorverlegt, verglichen mit dem bisherigen Kalender basierend auf dem Zeitraum 2011 bis 2016.

Kritik äußern die Allergieexperten daran, dass Baumarten in Städten neu angepflanzt würden, die Allergikern Probleme bereiten können, etwa Purpurerlen. Diese ließen ihre Pollen gern schon um die Weihnachtszeit fliegen, Wochen vor heimischen Erlen, hieß es.

Heuschnupfen-Patienten reagieren überempfindlich auf die eigentlich harmlosen Pollen. Zu den möglichen
Allergie-Beschwerden zählen Augentränen, Niesreiz, Fließschnupfen, Husten und Abgeschlagenheit. Betroffene können Nasensprays, Augentropfen und Tabletten gegen die Symptome nutzen. An der Ursache setzt eine Immuntherapie etwa mit Spritzen oder Tabletten (Hyposensibilisierung) an.

Manchmal wird Betroffenen geraten, in ihrer Allergie-Hochphase zu verreisen. Prof. Dr. Torsten Zuberbier, Vorsitzender der Europäischen Allergiestiftung ECARF, wünscht sich hingegen, vor Ort ein allergikerfreundlicheres Umfeld zu schaffen. Potenziale gebe es bei der Begrünung von Städten und beim Bauen. Zum Beispiel auch in Wandfarben, Teppichen und Klebern könnten allergieauslösende Stoffe stecken.

Laut Robert Koch-Institut hat die Häufigkeit allergischer Erkrankungen seit den 1970er Jahren in Ländern mit westlichem Lebensstil stark zugenommen und sich zuletzt auf hohem Niveau stabilisiert. Auch der Schweregrad allergischer Reaktionen nehme zu, sagt Prof. Zuberbier. Veranlagung spielt für Allergien eine wichtige Rolle, es gibt aber viele weitere Faktoren. Ein bisschen sei es auch unsere Schuld, erläutert Prof. Zuberbier: Die Allergie-Zunahme liege auch am modernen Lebensstil. Ein Stichwort: Umweltverschmutzung. Pollen und Feinstaub gemeinsam führten zu mehr Beschwerden, sagte Bergmann.

Was könnte Betroffenen helfen? Schon jetzt seien
Allergien sehr gut behandelbar, sie würden aber oft trivialisiert, sagte Zuberbier. Ein sehr großer Teil der Betroffenen werde nicht richtig behandelt. Die Fachleute denken nicht nur an Medikamente. In einer sogenannten Pollenkammer von ECARF, einem Container auf dem Charité-Gelände, werden immer wieder Produkte für Allergiker getestet. Aktuell zum Beispiel Luftfilter, die um den Hals getragen werden.

In der Kammer werden Probanden in Schutzanzügen unter Beobachtung bestimmten Pollen ausgesetzt, meist etwa zwei Stunden lang. In dem Raum soll sich besonders genau prüfen lassen, bei welcher Pollenmenge welche Symptome ausgelöst werden - und was bestimmte Produkte oder Medikamente verändern. Auch der Nutzen von Masken sei in der Kammer schon geprüft worden, sagte der technische Leiter Pierre Derfling.
Schützen sie auch Allergiker? "Kurz gesagt: ja", sagt Derfling.

Quellen: dpa, Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PID), ECARF


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26. November 2024
Klimaanlagen und Heizungsluft trocknen die Schleimhaut an Kehlkopf und Stimmbändern aus. Daher ist es in der kalten Jahreszeit besonders wichtig, viel zu trinken und auf eine nicht zu niedrige Luftfeuchtigkeit in Räumen und im Auto zu achten. Die übertriebene Nutzung einer Klimaanlage kann genau wie Heizungsluft unter Umständen Probleme mit der Stimme verursachen. Klimaanlagen produzieren sehr trockene Luft, die laut Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte die Schleimhaut an Kehlkopf und Stimmbändern reizen kann. Kehlkopf und Stimmbänder können sich so schneller entzünden, Reizungen und Heiserkeit sind die Folge. Besonders groß ist das Problem im Winter, da kalte Luft trockener ist als warme. Daher empfiehlt es sich, die Luftfeuchtigkeit zu Hause, im Auto und im Büro im Auge zu behalten: Unter 50% sollte der Wert nicht fallen. Als Gegenmaßnahme kommen spezielle Luftbefeuchter in Frage. Generell ist es wichtig, in regelmäßigen Abständen viel Wasser und/oder Tee zu trinken. Außerdem sollte die Klimaanlage nicht zu warm oder zu kalt eingestellt werden, denn große Temperaturunterschiede zwischen draußen und drinnen können ebenfalls die Schleimhäute reizen. Quelle: https://www.hno-aerzte-im-netz.de , äin-red
9. Juli 2024
Lautes Schnarchen hält nicht nur die Lebensgefährtin wach. Es kann auch Zeichen eines folgenreichen Bluthochdrucks sein, so das Ergebnis einer australischen Studie. Viele Studien über den Zusammenhang zwischen Schnarchen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben eine Schwäche: sie basieren auf Selbstberichten von Betroffenen. Dr. Bastien Lechat von der Flinders Universität und sein Team können ihre Forschung erstmals auf objektive Daten der schnarchenden Studienteilnehmer stützen. Möglich machen dies Sensoren, die unter die Matratze gelegt werden und die nächtlichen Schnarch- und Schlafzeiten erfassen. Blutdruck und Schnarchzeiten im Vergleich Insgesamt 10.868 Männer und 1.419 Frauen im mittleren Alter von 50 Jahren nahmen an der Studie teil. Über einen Zeitraum von sechs Monaten maßen die Teilnehmer mehrmals täglich ihren Blutdruck und schliefen auf den Sensoren. Mithilfe der Sensoren ließen sich die genauen Schlafzeiten, die Schnarchzeiten sowie das Verhältnis von Apnoe (Atemaussetzer) und Hypnoe (eingeschränkte Atemtiefe) genau erheben. Als weitere Einflussfaktoren wurden Alter, Geschlecht und Body-Mass-Index (BMI) in die statistischen Analysen einbezogen. Viel Schnarchen und Bluthochdruck hängen zusammen Das Forscherteam kam anhand der gewonnenen Daten zu folgenden Erkenntnissen: Jeder fünfte Teilnehmende litt an Bluthochdruck 29% der Teilnehmer schnarchten über 10% der nächtlichen Schlafzeit 14% schnarchten über 20% ihrer nächtlichen Schlafzeit 7% schnarchten sogar über 30% ihrer nächtlichen Schlafzeit Bei Viel-Schnarchern (>5% der Schlafzeit) lag das Risiko für Bluthochdruck fast doppelt so hoch wie bei Wenig-Schnarchern (<0,1% der Schlafzeit) – unabhängig davon ob Atemaussetzer (Schlafapnoe) auftreten Die Vielschnarcher waren mehrheitlich übergewichtige Männer Das Forscherteam konnte zeigen, dass häufiges Schnarchen mit einem deutlich erhöhten Risiko für Bluthochdruck einhergeht – auch ohne Schlafapnoe. Das australische Forscherteam will nun untersuchen, inwieweit therapeutische Interventionen gegen das Schnarchen dabei helfen, auch den Bluthochdruck zu senken. Hinweis der Redaktion: Auf Dauer erhöht Bluthochdruck das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall und Nierenschäden. Gewichtsabnahme, mehr Bewegung, eine gesunde Ernährung (z.B. Mittelmeerkost) – und gegebenenfalls Rauchstopp – können dabei helfen, einen erhöhten Blutdruck auch ohne Medikamente zu senken. Quelle: https://www.hno-aerzte-im-netz.de Lechat B. et al. Regular snoring is associated with uncontrolled hypertension. npj Digital Medicine (2024). DOI: 10.1038/s41746-024-01026-7
28. Mai 2024
Rauchen verursacht bzw. begünstigt viele Krebsarten im Mund-Rachen-Bereich. Daher stellen die HNO-Ärzte im Netz anlässlich des Weltnichtrauchertages am 31. Mai Initiativen zur Förderung des Rauchstopps vor. Die Zahl der Raucher hat, vor allem bei den Jugendlichen, in der Corona-Zeit wieder leicht zugenommen, daher ist und bleibt die Nikotinsucht eine der größten Volkskrankheiten. Dabei ist Rauchen ein großer Risikofaktor für die Gesundheit allgemein und für die Entstehung von Krebs (z.B. Lungenkrebs, Kehlkopfkrebs). Um das Nichtrauchen bei Jugendlichen und Erwachsenen zu fördern, hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) anlässlich des Weltnichtrauchertages am 31. Mai vor Jahren die Initiative „Werden Sie rauchfrei!“ ins Leben gerufen. Aus bestehendem Anlass möchten die HNO-Ärzte im Netz auch zum diesjährigen Weltnichtrauchertag auf das Informationsportal der Aktion hinweisen: www.rauchfrei-info.de . Dort erhalten aufhörwillige Raucherinnen und Raucher neben vielfältigen Informationen und Ratschlägen rund um das Nichtrauchen professionelle Hilfe beim Rauchstopp. So können sie beispielsweise am kostenlosen Online-Ausstiegsprogramm ‚rauchfrei’ teilnehmen, das sie je nach Bedarf bis zu vier Wochen täglich mit Tipps und Empfehlungen beim Rauchausstieg begleitet. Weiter können Sie sich in einer Community mit anderen zu den Problemen des Nikotinentzugs austauschen. Da Rauchen die Krebsentwicklung von Tumoren im Mund- und Rachen-Bereich verursacht bzw. stark begünstigt, können Programme wie diese BZgA-Initiative und das Programm www.justbesmokefree.de zur Förderung des Rauchstopps aus HNO-ärztlicher Sicht nur befürwortet werden.  Anlässlich des Weltkrebstages möchten die HNO-Ärzte auch an seltenere Krebsarten wie Kehlkopfkrebs erinnern, zumal dieser durch den frühzeitigen Vorsorge-Check beim HNO-Arzt vermeidbar bzw. heilbar ist. In Deutschland erkranken jährlich etwa 2.700 Männer und gut 500 Frauen neu an Kehlkopfkrebs. Das mittlere Erkankungsalter liegt bei 67 Jahren. Zu den Hauptrisikofaktoren zählt neben dem Rauchen ein hoher Alkoholkonsum. Aber auch eine Asbest-Belastung und bestimmte Viren (z.B. Humane Papillomviren, kurz HPV) können bei der Entstehung von Kehlkopfkrebs eine Rolle spielen. Quellen: https://www.hno-aerzte-im-netz.de BZgA, Just be Smokefree https://www.krebsdaten.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Kehlkopfkrebs/kehlkopfkrebs_node.html
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