Blog-Layout

Dysphonie: Wenn die Stimme versagt

Okt. 20, 2023

Stimmstörungen (Dysphonien) können verschiedene Ursachen haben. Eine umfassende Diagnostik und eine auf die festgestellte Diagnose abgestimmte Therapie findet in HNO-ärztlichen Praxen statt.


Pearl Jam, Rod Stewart, Tim Benzko – immer wieder geraten Künstler in die Schlagzeilen, weil ihre Konzerte wegen Stimmstörungen abgesagt werden müssen. „Wenn unsere Stimme versagt, fühlen wir uns sozioemotional eingeschränkt und auf Dauer belastet. Je nachdem, wie sehr man auf seine Stimme angewiesen ist, kann es sogar existenzbedrohend sein“, sagt Oberfeldarzt Dr. Sandra Schmidt. Bei Stimmstörungen empfiehlt die stellvertretende klinische Direktorin und leitende Oberärztin der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Bundeswehr-Krankenhaus Koblenz eine gründliche Diagnostik mit standardisierten Verfahren. „Die Stimme des Menschen und sein Kehlkopf mit den dazugehörigen Funktionen sind gut untersucht. Erst nach gründlicher Anamnese kann eine geeignete Therapie eingeleitet werden.“ Die weitere Behandlung erfolge oft in einer „Sandwichtechnik“ zwischen Logopädie, HNO-Chirurgie und erneuter Logopädie, so Schmidt.

Sprechen und Stimmbildung seien für uns Menschen elementare Fähigkeiten, erklärt Oberärztin Schmidt: „Vom ersten bis zum letzten Moment unseres Lebens nutzen wir unsere Stimme. Schon ein Baby kommt schreiend zur Welt. Nie wieder freut man sich so sehr über einen Aufschrei. Unsere Stimme ist ein Kommunikationsmittel und ermöglicht es, uns mitzuteilen, Informationen zu vermitteln und auch Gefühle auszudrücken. Sie kann zur Identifikation einer Person verwendet werden, da sie einzigartig ist und individuelle Merkmale aufweist.“ Wie Stimmbildung funktioniert, erläutert die HNO-Expertin wie folgt: „Die Stimme ist ein akustisches Phänomen, das durch die Schwingungen der Stimmlippen unseres Larynx erzeugt wird. Sie ermöglicht es uns, Töne und Laute zu erzeugen und zu modulieren, um zu sprechen, zu singen oder Geräusche zu erzeugen. Je nach individuellen Merkmalen wie Geschlecht, Alter und körperlicher Verfassung kann sie unterschiedlich klingen.“

Die Stimme des Menschen und sein Larynx (Kehlkopf) mit den dazugehörigen Funktionen seien anatomisch, physiologisch und funktionell gut untersucht, fährt HNO-Ärztin Schmidt fort: „Zum Stimmapparat gehört der gesamte obere und untere Atemtrakt. Zur Stimmbildung wird die Exspiration des Atemzyklus genutzt. Während bei der In- und Exspiration die Stimmlippen voneinander entfernt sind und die Atemluft passiert, legen sich bei der Phonation die Stimmlippen locker aneinander und werden durch den Luftstrom der Exspiration in periodische Schwingungen versetzt. Je nach Spannungszustand der Stimmlippen werden unterschiedliche Tonhöhen gebildet. Aber erst durch das Ansatzrohr, dem Resonanzraum oberhalb des Kehlkopfes, wird der erzeugte Ton zu einem individuellen Klang.“ Jeder beteiligte Bereich führe zu einer Stimmveränderung und könne eine Stimmstörung hervorrufen. Störungen des Ansatzrohres führen in der Regel zu einer Artikulations- und Sprechstörung, erklärt Dr. Schmidt.

Stimmstörungen, auch Dysphonien genannt, können in drei Kategorien eingeteilt werden, auch wenn sie fließend ineinander übergehen können, fährt Schmidt fort: „Man unterscheidet zwischen einer organischen, funktionellen oder psychogenen Dysphonie. „Bei der organischen Dysphonie beruht die Veränderung auf einer pathologischen Veränderung der stimmbildenden Organe. Die funktionelle Dysphonie wird durch fehlerhafte Nutzung des Stimmapparates verursacht. Psychogene Dysphonie bis Aphonie sind teilweise schwer von funktioneller Dysphonie zu unterscheiden. Ursächlich sind hier traumatische Ereignisse.“

Die Untersuchung müsse nach standardisierten Verfahren erfolgen, die eine Vergleichbarkeit im Therapieverlauf ermöglichen, so Sandra Schmidt: „Nach einer Spiegelung des Kehlkopfes (der sogenannten Laryngoskopie) mit Stroboskopie, bei der das Schwingungsverhalten der beiden Stimmbänder im Kehlkopf untersucht wird, folgen die akustisch-perzeptive sowie aerodynamische Beurteilung durch den behandelnden Arzt. Des Weiteren kommen standardisierte Fragebögen zum Einsatz sowie als fünfter Schritt eine objektive apparative Stimmdiagnostik mit einer Stimmfelduntersuchung.“

Wenn die Diagnostik abgeschlossen ist, stehen zur Behandlung einer Dysphonie interdisziplinäre Ansätze zur Verfügung, so Dr. Schmidt weiter. „Neben der Behandlung der psychogenen Stimmstörung durch Psychiater können Stimmübungen, Atemtechniken und Sprechtraining durch geschultes Personal verordnet werden. Die Behandlung durch Fachpersonal erfolgt häufig in einer ‚Sandwichtechnik‘ nach dem Muster Logopädie-Chirurgie-Logopädie.“

Der Vortrag „Stimmstörungen – fünf Säulen einer Stimmdiagnostik“ (Freitag, 27. Oktober 2023, 16:30 – 16:55 Uhr, Congress Center Rosengarten Mannheim, Musensaal) ist Teil des Hauptprogramms der 56. Fortbildungsveranstaltung für HNO-Ärzte in Mannheim. Mit mehr als 1.500 Teilnehmern und Teilnehmerinnen zählt der HNO-Kongress zu den größten HNO-Fachveranstaltungen im deutschsprachigen Raum. In diesem Jahr stellen über 120 Referentinnen und Referenten in insgesamt 81 Programmpunkten die neuesten Entwicklungen in Wissenschaft und Praxisführung vor. Der Kongress wird von einer großen HNO-Fachausstellung begleitet. Auf rund 1.800 qm Netto-Standfläche präsentieren 133 Unternehmen aus den Bereichen Pharmazie, Medizintechnik, Praxisausstattung und -software ihre neuesten Produkte und Dienstleistungen.

https://www.hno-aerzte-im-netz.de:

Pressemitteilung des Dt. Berufsverbandes für Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V.

Mehr Informationen zum HNO-Kongress 2023 unter: www.fg-hno-aerzte.de

22 März, 2024
Am 4. Mai 2024 findet in Ulm die Frühjahrstagung "Morbus Menière" statt. Die Selbsthilfeorganisation KIMM e.V. und das HNO-Uniklinikum in Ulm laden hierzu die Fachöffentlichkeit sowie interessierte Patientinnen und Patienten herzlich ein. Dieses Jahr findet die Frühjahrstagung der KIMM e.V. (Kontakte und Informationen zu Morbus Menière e.V.) am Samstag, den 4. Mai in der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie am Uniklinikum in Ulm statt. Zu dieser Tagung wird nicht nur Fachpublikum erwartet, sondern auch interessierte Patientinnen und Patienten sind herzlich eingeladen. Das Programm sowie weitere Informationen zur KIMM-Frühjahrstagung 2024 finden Sie in diesem Flyer (pdf-Dokument). Allgemeine Informationen zu Morbus Menière erhalten Sie auch auf der Homepage der KIMM unter www.kimm-ev.de Quelle: https://www.hno-aerzte-im-netz.de
21 März, 2024
Anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tages am 21.3.2024 möchten HNO-Ärztinnen und HNO-Ärzte daran erinnern, dass bei Kindern mit einer Trisomie 21 häufig Hörbeeinträchtigungen auftreten. Diese sollten so früh wie möglich untersucht und bei Bedarf behandelt werden. Bei Kindern mit Down-Syndrom ist häufig auch das Gehör geschädigt. Wichtig ist es, mögliche Hörbeeinträchtigungen frühzeitig zu erkennen, um betroffene Kinder bestmöglich behandeln und fördern zu können. Darauf weist der Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte anlässlich des Welt-Down-Syndrom-Tages am 21. März 2024 hin. „Am besten geeignet ist hier das Neugeborenen-Hörscreening , welches in den ersten vier Tagen nach der Geburt durchgeführt werden sollte. Sollte diese Untersuchung verpasst werden, gilt es, baldmöglichst den Hörtest nachzuholen. Außerdem ist es ratsam, einmal im Jahr das Gehör überprüfen zu lassen - auch bei Erwachsenen mit Down-Syndrom", empfiehlt der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte. In Deutschland leben etwa 50.000 Menschen mit Down-Syndrom. Drei Viertel der Kinder mit Down-Syndrom leiden unter einer leichten oder mittelgradigen Schwerhörigkeit, die häufig erst im Schulalter entdeckt wird. „Eine mögliche Hörschädigung muss bei der Sprachförderung aber immer mit bedacht und überprüft werden, weil das schlechtere Hören für die kindliche Entwicklung eine zusätzlich erschwerende Bedingung darstellt", warnt der BVHNO.  Bevor die Kinder sprechen lernen, ist die Gebärdensprache bzw. die Gebärden unterstützte Kommunikation (GuK) eine Möglichkeit, um miteinander zu kommunizieren. Laut Experten vom Deutschen Down-Syndrom InfoCenter ist es ein Trugschluss zu glauben, dass Kinder mit Down-Syndrom nichts verstehen, nur weil sie noch nicht selbst sprechen können. Sie haben i.d.R. ein sehr gutes Sprachverständnis, nur das Sprechen selbst fällt vielen von ihnen schwer. Für weitere Informationen: http://www.ds-infocenter.de äin-red Quelle: https://www.hno-aerzte-im-netz.de
01 März, 2024
In Deutschland leben laut Schätzungen knapp 6 Millionen Erwachsene mit einem beeinträchtigenden Hörverlust, aber nur jeder Dritte unternimmt etwas dagegen. Die Betroffenen nehmen das Risiko beruflicher Schwierigkeiten, sozialer Isolation und zum Teil schwerwiegender Folgeerkrankungen in Kauf. Angesichts der hohen finanziellen und gesundheitlichen Folgen unversorgter Schwerhörigkeit ruft u.a. die Weltgesundheitsorganisation WHO im Rahmen des Welttages des Hörens am 3. März dazu auf, eine Hörminderung rechtzeitig diagnostizieren und versorgen zu lassen. Die deutschsprachige Kampagne mit dem Motto „Das Leben gehört gehört“ ist ein Appell zur Vorsorge durch regelmäßige Hörtests – für mehr Sicherheit im Alltag, weniger Hörstress, besseren Schlaf und gegen ein erhöhtes Demenz- und Depressionsrisiko.  Für viele Menschen ist der Hörsinn der wichtigste Sinn im Leben. Eine frühere Umfrage zeigte, dass das Hören die Sicherheit im Verkehr (61%), die Sicherheit im Alltag (55%) sowie als wichtiger Bestandteil für die eigene Lebensfreude (54%) eine zentrale Rolle spielt. Bei dem Punkt eigene Lebensfreude geht es vor allem um Freizeitaktivitäten wie Kinobesuche, Konzerte oder Treffen mit Freunden. „Oft setzt eine Schwerhörigkeit schleichend ein und bleibt lange Zeit unbemerkt. Bevor man selbst eine Verschlechterung wahrnimmt, ist mitunter viel Zeit vergangen. Die Sicherheit im Straßenverkehr, die Teilhabe am sozialen Leben und die allgemeine Lebensqualität haben dann schon unnötig gelitten“, so PD Dr. Jan Löhler, Präsident des Deutschen Berufsverbandes der Hals-Nasen-Ohrenärzte. Sprechen Sie daher Ihren HNO-Arzt auf einen Hörtest an - spätestens wenn Sie bereits leichte Hörbeeinträchtigungen im täglichen Leben, z.B. eine erhöhte Höranstrengung bei mehreren Leuten in einem Raum (Cocktail-Effekt), oder einen hochfrequenten Tinnitus bemerken. Ab einem Alter von 50 Jahren empfiehlt sich ein genereller Hörcheck beim HNO-Arzt. Quelle: https://www.hno-aerzte-im-netz.de : Dt. Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte, WHO, Website Welttag des Hörens , äin-red
Ältere Beiträge
Share by: